Warum Bio Stoffe?

Warum Bio-Stoffe kaufen?

Bio-Stoffe: “Die sind mir viel zu teuer, das ist es mir nicht wert”

So denken die meisten Hobby Schneiderinnen und auch ich habe mich bis vor einer Weile nicht unbedingt dafür interessiert wo meine Stoffe herkommen – Hauptsache die Farbe und das Muster stimmten!

Aber – Nähen alleine reicht nicht um unserem Planeten und unseren Mitmenschen zu helfen! Man muss sich ebenfalls Gedanken machen woher die Zutaten für das neue Lieblingsstück kommen.

Schaut man einmal hinter die Kulissen der Stoffproduktion stellt man fest, wie umweltschädlich die Textilien oft hergestellt werden:

Polyester:

Polyester ist beispielsweise  ein echtes Sorgenkind. Der Stoff wird durch ein günstiges Verfahren gewonnen, das sich Schmelzspinnverfahren nennt. Dabei gehören Steinkohle, Kalk, Erdöl und Erdgas zu den Grundbaustoffen. Dies ist insofern problematisch, da Erdöl eine Rohstoff ist, der nur in begrenzter Menge vorhanden ist. Wissenschaftler vermuten, dass wir schon innerhalb der nächsten 50 bis 100 Jahre nicht mehr genügend Erdöl fördern können, um die weltweite Nachfrage zu decken. Zudem stellt die Erdölförderung ein großes Risiko für die Umwelt dar. Durch Unfälle auf Bohrinseln, Lecks in Pipelines oder verunglückte Frachtschiffe treten große Mengen an Öl aus, die Land und Meere verpesten.
Aber nicht nur die Herstellung sondern auch die Benutzung von Polyester ist umweltschädlich. Beim Waschen von Polyester Kleidung lösen sich immer wieder winzige Fasern die als Mikroplastik unser Wasser verschmutzen. Dieses Mikroplastik kann nicht zuverlässig von unseren Kläranlagen herausgefiltert werden und so landet es im Meer und in unserem Trinkwasser.

Konventionell angebaute Baumwolle:

Auch konventionell angebaute Baumwolle stellt ein großes Umweltproblem dar. Der Wasserverbrauch der Pflanzen ist enorm. Für die Herstellung eines einzigen T-Shirts braucht es ca. 2000 Liter Wasser. Noch gravierender sind aber die Folgen des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln. Das Ackerland und das Grundwasser werden mit Chemikalien verschmutzt. Sie schaden nicht nur der Umwelt sondern auch dem Menschen. In der Baumwollanbau Region Punjab in Indien erkranken jedes Jahr hunderte Menschen an Krebs. Kinder kommen mit Missbildungen und Behinderungen auf die Welt. Das ist auf die Wasserverschmutzung durch den Baumwollanbau zurückzuführen.
Außerdem sind mehr als 70% der weltweit angebauten Baumwolle genetisch modifiziert zu sogenannter BT-Baumwolle. Sie soll gegen bestimmte Schädlinge resistent sein und den Einsatz von Pestiziden verringern. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dieser Effekt nicht lange anhält, andere Schädlinge das Feld übernehmen und der Pestizid Einsatz wieder steigt. Zudem ist das genetisch veränderte Saatgut teurer und viele Kleinbauern kommen aus der Spirale der Verschuldung für Saatgut, Düngemittel und Pestizide nicht heraus. So nehmen sich in Indien jährlich mehr als 130 000 Baumwollbauern das Leben. Das entspricht einer Selbstmordrate von 356 Bauern pro Tag.

Aber was sind denn nun die Alternativen?

Bio-Baumwolle:

Wer sich für biologisch hergestellte Baumwolle entscheidet (“organic cotton”), der kann sich sicher sein, dass er eine gentechnisch freie Variante gewählt hat und dass auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet wird. Bio-Baumwolle wird in Mischkulturen angebaut. Das bedeutet, dass in einem Baumwollfeld ebenfalls andere Nutzpflanzen angebaut werden die dafür sorgen, dass der Boden Wasser besser speichern kann und somit der Wasserverbrauch geringer ist. Zudem helfen wir mit dem Kauf von Bio-Baumwolle den Kleinbauern aus Entwicklungsländern, da hohen Ausgaben für chemische Düngemittel und Pestizide wegfallen. Die Ausgaben für neues Saatgut können ebenfalls eingespart werden, da die Samen aus der bereits angebauten Baumwolle gewonnen werden.

Merinowolle als Polyester Ersatz:

Klar ist es schwierig in der heutigen Zeit auf Polyester zu verzichten. Man findet das Material in fast allen Bereichen der Textilerzeugnisse: Sportbekleidung, Bademode, Unterwäsche, Bettwäsche, usw. Der Stoff ist günstig und leicht zugänglich. Aber es gibt Alternativen: Merinowolle kommt, wie der Name schon verrät, vom Merinoschafen. Die Wolle ist besonders fein und kann daher sogar für Unterwäsche verwendet werden. Sie hat eine antibakterielle Wirkung und Gerüche haften nur schwer in dem Material. Das macht sie zur perfekten Basis für Sportbekleidung oder Bettwäsche.

Es ist einfach, die Verantwortung von sich zu weisen und sich machtlos zu fühlen. Die Textilindustrie lässt uns glauben, dass wir keine Wahl haben. Aber wir als Konsumenten haben wir die Wahl! Wir können aus der Überzeugung heraus handeln, etwas bewegen zu wollen, anderen ein Beispiel sein und sie mit unseren Ideen und Gedanken anstecken. Wir können unsere Kleidung selbst nähen, darauf achten umweltfreundliche Stoffe zu benutzen oder Kleidung im Second Hand Laden kaufen. Auf Englisch heißt es ja so schön: ” Be the change you want to see in the world”

Willst du mehr wissen?

Hier findest du weitere  Informationen zu…

BT-Baumwolle 

Umweltschäden der Textilindustrie 

Polyester 

…Bio-Baumwolle 

…Merinowolle

[Dieser Beitrag enthält unbeauftragte Werbung]

Über die Autorin:

Tatjana Boeckle – Master Studentin in BWL an der Universidad Autonoma de Madrid

Schreibe einen Kommentar